Datenskandal: Informant besitzt viel mehr Daten
Der
Call-Center-Datenskandal fällt offenbar umfangreicher aus, als bisher vermutet. Möglicherweise sind noch mehr persönliche Kundendaten in fremde Hände geraten, als bisher bekannt wurde. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" verfügt der bislang anonyme Informant, der in der vergangenen Woche eine CD mit 17.000 Kundendaten samt Bankverbindungen an die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein geschickt hatte und damit die Affäre um den illegalen Bankdatenhandel ins Rollen brachte, über weitaus mehr brisante Datensätze.
Nur ein kleiner Datensatz
"Das war nur ein erster Datensatz, tatsächlich habe ich die Adressen und Bankdaten von 1,5 Millionen Kunden gesichert", sagt
der 36-jährige Detlef Tiegel, der sich im "Spiegel" als Absender der Daten-CD zu erkennen gibt, und der bislang in einem Lübecker Callcenter arbeitete. Vermittelt über eine Zeitarbeitsfirma hatte Tiegel vor rund drei Wochen bei der dort ansässigen Telefon-Firma Hanseservice angefangen. Dort habe der Geschäftsführer dem Personal die offenbar illegal beschafften Daten ausgehändigt, samt einem Drehbuch, dem die Callcenter- Agenten bei ihren Anrufen zu folgen hatten.
"Sie haben doch mal bei der SKL gespielt, nun haben wir für Sie ein neues Angebot", habe er danach seine Gespräche beginnen sollen, sagt Tiegel. Zu seiner Motivation, den Daten-Missbrauch ans Licht zu bringen, sagte der 36-Jährige, der am Mittwoch seine Kündigung eingereicht hat: "Ich will, dass solche Machenschaften aufhören, deshalb mache ich sie jetzt öffentlich."
Auch "Focus" mit neuen Datensätzen
Unterdessen wurden dem Nachrichtenmagazin "Focus" nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen von einem Datenhändler im Ruhrgebiet 50.000 Adressen mit dazugehörigen Telefonnummern, Geburts- und Bankverbindungsdaten angeboten. Die weniger als drei Monate alten Datensätze sollen nach Angaben des Händlers „wenig ‚durchgelutscht‘“ sein und stammen laut Magazin-Bericht von zwei Lotterieveranstaltern, einem Mobilfunkanbieter und einer als gemeinnützig anerkannten Spendenorganisation.
Beim branchenüblichen Geschacher mit Adressdaten liegen die Preise laut "Focus" zwischen einem Euro und fünf Cent pro Datensatz. Zu den Opfern der Datenplünderer zählen den Angaben zufolge auch die Kunden von Kreditkartenunternehmen.
[red]
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